Der Landkreis Bernkastel-Wittlich steht vor der Herausforderung, die Mobilitätsangebote im Landkreis zu erhöhen und gleichzeitig den Kfz-Verkehr zu reduzieren. Zur Bewältigung dieser Aufgabe gab die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich im vergangenen Jahr die Erarbeitung einer landkreisweiten Mobilitätsstrategie in Auftrag. Den Zuschlag für die Erstellung der Strategie erhielt das Unternehmen Mobilitätswerk. Ziel ist es seither, Lösungsansätze zu finden, die nicht nur schnell umsetzbar sind, sondern auch als Vorbild für andere ländliche Regionen mit vergleichbaren Schwierigkeiten dienen können.
In der ersten Phase der Zusammenarbeit wurde die Ausgangslage im Landkreis erfasst, alle relevanten Informationen zusammengetragen, laufende Projekte eingeordnet und erste Empfehlungen erarbeitet. In der darauffolgenden Phase fanden zahlreiche Gespräche mit verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Bildung, Verwaltung und Politik statt. Als Ergebnis wurden drei modellhafte Lösungsansätze für den Landkreis festgelegt: Dorfautos, Carsharing für die Verwaltung sowie die koordinierte Bildung von Fahrgemeinschaften.
„Im Rahmen des Dorfauto-Ansatzes werden Carsharing-Fahrzeuge stationiert. Nach einer einfachen Registrierung stehen die Fahrzeuge zur Nutzung bereit. Durch die feste Zuweisung von Parkplätzen sind die Fahrzeuge zu festen Zeiten auch im Voraus buchbar und bieten damit eine verlässliche Nutzung. Durch die aktive Einbindung der Ortsgemeinden und lokalen Initiativen wie Nachbarschaftshilfen und Vereinen soll dieser Ansatz gefestigt werden. Dies dient nicht nur dazu, das Ehrenamt zu stärken und neue Angebote zu schaffen, sondern trägt auch zur effizienteren Auslastung der Fahrzeuge bei“, erklärt die Projektmanagerin von Smarte.Land.Regionen Anja Saupe, „ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, dass die Fahrzeuge durch die regelmäßige Nutzung im Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeiten sichtbarer werden und viele Personen bereits durch ihre Aktivitäten registriert und mit den Abläufen vertraut sind. Hierbei ist wichtig zu betonen, dass die Etablierung eines Carsharing-Angebots dennoch Geduld erfordert und mehrere Jahre andauern kann.“
Der zweite Lösungsansatz bezieht sich darauf, einen Teil des Fuhrparks der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich durch Carsharing-Fahrzeuge zu ersetzen. Für Dienstfahrten sollen die Kreisbediensteten zu festgelegten Zeiten Zugang zu diesen gemeinsam genutzten Fahrzeugen erhalten. Außerhalb dieser Zeiten stehen die Fahrzeuge der Bevölkerung zur Verfügung. Die feste Nutzung durch die Kreisverwaltung soll dazu beitragen, einen Carsharing-Anbieter im Landkreis anzusiedeln. Landrat Gregor Eibes unterstützt diese Idee: „Von dem Angebot können alle Bürgerinnen und Bürger profitieren. Insbesondere die Kreisstadt Wittlich bietet aufgrund ihrer guten Versorgung mit Mobilitätsdienstleistungen und Gütern des täglichen Bedarfs die Möglichkeit auf ein eigenes Auto zu verzichten. Ein Carsharing-Fahrzeug könnte dann eine praktikable Alternative sein. Dieses könnte auch durch ansässige Unternehmen genutzt werden, die nur selten ein Fahrzeug benötigen.“
Der dritte Lösungsansatz ist die koordinierte Bildung von Fahrgemeinschaften. Unternehmen, die abseits der Hauptverkehrswege von Bus- und Bahnverbindungen liegen, stehen vor der Herausforderung, die Erreichbarkeit für ihre Mitarbeitenden und Auszubildenden sicherzustellen. Insbesondere für Beschäftigte ohne Führerschein oder eigenes Fahrzeug ist die Lage eines Unternehmens in einem Gebiet ohne ÖPNV-Anbindung eine Hürde. Zusätzlich werden Unternehmen zunehmend dazu aufgefordert, Klimaschutzziele und CO2-Emissionen für die Arbeitswege ihres Personals zu berücksichtigen und darüber Bericht zu erstatten.
Für eine flächendeckende Verbreitung von Carsharing und Fahrgemeinschaften ist das Engagement aller gefragt. Unternehmen, Verwaltungen, Organisationen und Privatpersonen sind herzlich eingeladen, sich an den Projekten zu beteiligen. Bei Interesse oder Fragen stehen Yvonne Michels, Klimaschutzmanagerin des Landkreises Bernkastel-Wittlich und Anja Saupe, Projektmanagerin von Smarte.Land.Regionen gerne zur Verfügung.
Finanziert wird das Projekt durch das Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“, an dem der Kreis als einer von sieben Landkreisen bundesweit teilnimmt. Dabei handelt es sich um eine Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft über das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung.
Die Mobilitätsstrategie wird in Unterstützung mit der Kreisentwicklung umgesetzt. Die Kreisentwicklung ist ein Fachbereich der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Hier werden Querschnittsaufgaben bearbeitet und Projekte umgesetzt, die aktiv den aktuellen Herausforderungen wie dem demographischen, wirtschaftlichen, sozialen, digitalen und klimatischen Wandel begegnen. Ziel ist es, den Landkreis dauerhaft zukunftsfähig aufzustellen und damit als Wohn- und Lebensstandort attraktiv zu halten.
Unter www.Bernkastel-Wittlich.de können Interessierte sich mit dem Suchbegriff Kreisentwicklung einen Überblick über laufende Projekte der Kreisverwaltung machen.