Was ist das: vertrauliche Spurensicherung?
Nur wenige Vergewaltigungen werden angezeigt. Viele Opfer sexueller Gewalt empfinden zu große Scham davor und haben Angst, zum Arzt zu gehen. Wenn sie den Schritt dann endlich wagen, ist es oft schon zu spät. Die Spuren sind bereits verschwunden und dem Täter kann das Verbrechen nur noch schwer nachgewiesen werden.
Viele Betroffene sind unmittelbar nach der Tat traumatisiert und noch gar nicht in der Lage, eine Entscheidung für oder gegen eine Strafanzeige zu treffen.
Viele befürchten, dass jemand über ihren Kopf hinweg eine Anzeige erstattet. Sie suchen deshalb lieber keine Hilfe und nehmen in Kauf, medizinisch unversorgt zu bleiben.
Die vertrauliche Spurensicherung bietet einen Ausweg: Nach sexueller Gewalt haben Betroffene die Möglichkeit, selbstbestimmt mit ihrer schwierigen Situation umzugehen und über eine Anzeige dann zu entscheiden, wenn Sie es für richtig halten.
Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, können seit 2014 im Krankenhaus in Wittlich vertraulich Beweisspuren sichern lassen. Für den Fall, dass sie später zur Polizei gehen und Anzeige erstatten wollen, sind die Spuren gerichtsverwertbar dokumentiert. Im gerichtlichen Verfahren sind sie als Beweismittel stärker als nur die Aussage des Opfers.
Die forensische Ambulanz am Institut für Rechtsmedizin in Mainz sichert bei Gewaltopfern die Spuren als Beweismittel. Das Projekt haben die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich und das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich zusammen mit dem Weißen Ring und der Polizei 2014 auf den Weg gebracht.